Geistiger Grillanzünder

,,Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen.“
Konfuzius

Eine Zeit, in der aus einer ländlichen Kultur eine städtische wird, aus einer kommunalen eine stark individualistische. Eine Zeit beständiger Kriege und Kleinkriege. Unaufhaltsame technologische Veränderungen drängen in den Alltag. Beängstigende neue Waffen mit vorher nie gesehener Zerstörungskraft. Neue Wege der Kommunikation und des Denkens. Alte Hierarchien, in der Politik und im Religiösen, im weltlichen wie im spirituellen Leben, die nicht mehr in der Lage sind, der sich schnell verändernden Lage Herr zu werden.
Verzweifelung in den Konferenzen der Herrschenden, die nicht so recht zu verstehen scheinen, was um sie herum passiert und warum es passiert. Ein weitverbreitetes Empfinden von Angst und Unsicherheit angesichts einer sich verändernden Welt, deren Wandelgeschwindigkeit kaum noch zu verfolgen ist. Eine Zeit des Zusammenbruchs, aus der neue Sichtweisen der Welt entstehen. Neue Arten, zu leben. Neue Auffassungen darüber, was es bedeutet, Mensch zu sein. Welchen Platz Mensch in der großen Matrix der Dinge einnimmt.

Klingt beängstigend nach unserer heutigen Zeit. Ist aber die Beschreibung der Achsenzeit, wie Karl Jaspers sie verwendet.
Jaspers, seines Zeichens in der Rubrik „Philosoph“ tätig, prägte den Begriff Achsenzeit im Rahmen seiner Arbeit im Jahre 1949. Er bezeichnet damit eine Periode, die sich etwa vom 8. bis zum 3. Jahrhundert vdZ erstreckt.
In dieser Zeit kam es in den beherrschenden Regionen der Erde zu großen Veränderungen in der menschlichen Lebensweise. In den Zivilisationen von China, Persien, Griechenland, Indien und im Nahen Osten breiteten sich ökonomische, technologische und gesellschaftliche Veränderungen aus, die noch nie dagewesen waren.
Die Eisenverarbeitung war eine dieser Veränderungen. Die Entstehung großer Städte, etwas, das wir heute Urbanisierung nennen würden. Mündliche Kulturen verschriftlichten sich, zum Beispiel die griechische, in der ein Dichter namens Homer die Ilias zu Papier oder besser, zu Pergament brachte und somit eine Geschichte festhielt, die schon Jahrhunderte vorher erzählt worden war. Ich hatte das schon mal irgendwo erwähnt, glaube ich.
Marktwirtschaft breitete sich aus. Ja, Marktwirtschaft und Kapitalismus sind tatsächlich Dinge, die nicht deckungsgleich sind, wie es uns heute immer gerne erzählt wird und wie wir das gerne annehmen, sei es aus Ahnungslosigkeit oder Bequemlichkeit.
Nach den Worten von Jaspers wurden in dieser Zeit „die Fundamente gelegt, auf denen die Menschheit noch heute steht“. Und das halte ich als Aussage für vollkommen korrekt.

Geschichte. Das ist einer der Gründe, warum ich hier, in diesem Blog, nicht ausschließlich irgendwas über den Kapitalismus erzähle. Also das, was heute unsere vorherrschende Wirtschaftsform darstellt. Denn diese Art des Wirtschaftens und des Verständnisses von Ökonomie ist noch nicht sonderlich alt. Im besten Falle 250 Jahre. Es ist etwas schwierig, das genau einzuordnen, denn – wer hätte es gedacht – Kapitalismus ist nicht einfach so entstanden, wie er heute ist.
Wir laufen nicht in einer Abstraktion herum, die sich „Kapitalismus“ nennt. Oder „Neoliberalismus“. Oder „Globalisierung“. Diese Dinge, diese Begriffe sind entstanden über einen Zeitraum hinweg. Sie haben also eine Geschichte, sie sind Geschichte und sie erzählen eine.
Innerhalb dieser Geschichte haben sich die Bedeutungen dieser Begriffe auch gewandelt. Das Vorstellungsbild im Kopf von Menschen bei einem Wort verändert sich im Laufe der Zeit. Wie ich auch schon mal hier und da erwähnte, denken wir Menschen in Geschichten. In Erzählungen. In Bildern.
Die Welt des Geistes, der Vorstellung von Menschen – und somit einer menschlichen Gesellschaft – muß sich mit der Wirtschaft und der Technologie weiterentwickeln.
Irgendwann erreicht eine Gesellschaft unweigerlich einen Punkt ihrer Entwicklung, an dem alte Antworten auf wichtige Fragen sich als beklagenswert unzureichend entpuppen. Als nicht länger angemessen. Sogar als schädlich.
In diesem Falle, in einer Gesellschaft im Umbruch, muß man neue Antworten finden. Oder womöglich neue Fragen stellen. Oder beides. Der Zusammenbruch einer Gesellschaft ist nur eine spezielle Form von Umbruch.
Das alles ist keinesfalls Zeitverschwendung. Um die richtigen Fragen zu stellen, muß man vorher über eine Thematik gründlich nachgedacht haben. Um Antworten zu finden, auch.

So etwas wie „Neoliberalismus“ ist heute das Synonym für gnadenlose Ausbeutung im Namen des Profits transnationaler Konzerne.
Das Bild im Halbdunkel gekrümmter Kinderrücken in Bangladesh beim Zusammentackern von T-Shirts mit Biosiegel taucht im Kopf des empörten Antikapitalisten auf. Aber ursprünglich war damit was völlig anderes gemeint. Was ist also eigentlich dieser geheimnisvolle „Kapitalismus“?
Im Jahr 1776, dem ersten Jahr der Revolution britischer Kolonisten in Nordamerika gegen die Politik der britischen Krone, veröffentlichte ein Herr namens Adam Smith ein Buch mit dem etwas sperrigen Titel „Untersuchung über Wesen und Ursachen des Reichtums der Völker“, was verständlicherweise zu „Wealth of Nations“ verkürzt wurde und im Deutschen „Der Wohlstand der Nationen“ heißt.
Wenn man davon etwas an einer Universität hört, in einer BWL-Vorlesung beispielsweise, dann sagt der Professor vermutlich, daß Mr Smith mit diesem Werk die Grundlagen der klassischen Nationalökonomie gelegt hat und mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit kommt dann das Zitat, das jeder schon einmal gehört hat, nämlich das von der „unsichtbaren Hand des Marktes.“ Und das war es dann auch schon.

Dummerweise ist das ziemlicher oberflächlicher Unsinn. Ein Herr namens Schumpeter warf Smith später vor, er habe nichts in seinem Buch benutzt, was damals wirklich neu gewesen wäre. Herr Schumpeter, der Erschaffer des Begriffs der „Schöpferischen Zerstörung“ in der Ökonomie, hält das offenbar für eine sachliche Kritik und verfällt damit exakt dem Verhalten, das ich schon mehr als einmal als das von blinden Idioten bezeichnet habe: Warum zur Hölle muß etwas unbedingt neu sein, um sachlich gültige Aussagen zu machen?
Eine fundiertere Kritik an Smiths Werk bezeichnet ihn – kleiner Witz der Geschichte – als Wegbereiter des Marxismus. Denn Smith geht in seinem Werk davon aus, daß der Wert eines Produkt sich objektiv aus dem bestimmen sollte, was an Kosten in der Produktion anfällt. Das ist natürlich total kommunistisch, denn heute weiß ja jeder Ökonom, daß der Wert einer Ware durch die subjektive Einschätzung des Konsumenten entsteht. Wo kämen wir da hin, wenn wir Plastikplunder objektiv bepreisen würden. Dann kostete das Quietscheentchen für die Badewanne nämlich dank der verwendeten Materialien und Energien vermutlich 36,50 Euronen und keiner würde mehr so einen Mist kaufen.
Adam Smith, der übrigens zu seiner Zeit ebenfalls das Label eines „Philosophen“ trug und nicht etwa das eines Ökonomen, stand auch so etwas wie Aktiengesellschaften kritisch gegenüber. All das sind Dinge, die einem der Professor an der Uni vermutlich nicht erzählt. Aber die „unsichtbare Hand“, die durch Verfolgung des Eigeninteresses auf geheimnisvolle Weise für Verteilung aller Güter und des Wohlstands sorgt in einer freien Marktwirtschaft, die kommt immer vor.
Smith erwähnt übrigens auch ganz klar die Tatsache, daß das Wachstum der Wirtschaft begrenzt ist und begrenzt sein muß. Auch so eine völlig unkapitalistische Sichtweise, sehr verwunderlich bei einem der offiziellen Väter unseres heutigen Wirtschaftssystems.

Stelle mer uns ma janz domm und frachen uns: Wat is’n eijentlich Kapitalismus?

Oder auch nicht. Denn Mr Smith lebte in einer völlig agrarisch geprägten Gesellschaft. Das Amerika des Jahres 1776 kannte keine Industrielandschaften. Zwar war Mr Watt die Verbesserung der Dampfmaschine bereits gelungen und in Großbritannien* begann das neue fossile Zeitalter langsam schnaufend an Fahrt aufzunehmen – aber in diesem Land jenseits des Atlantik, in dem Terroristen die herrschende Staatsmacht mit Anschlägen zu Zugeständnissen zwingen wollten, gab es vor allem Felder. Und Pferdekutschen. Und die eine oder andere mit Waltran gefüllte Lampe neben Kerzen aus Bienenwachs. Dergestalt war auch die Welt eines Adam Smith, obwohl er in der quasi einzigen Industrienation lebte und Watts Dampmaschine sogar kannte.
Für diesen Mann war das Wort „Ressource“ gleichbedeutend mit „Land“ und dem Besitz des Landes. Und natürlich ist die nutzbare Landfläche der Erde begrenzt groß. Smiths Schlußfolgerungen einer Wirtschaftsentwicklung, die einer natürlichen Obergrenze unterworfen ist, war also aus seiner Sicht heraus völlig logisch und absolut korrekt. Diese Sichtweise ist auch heute noch völlig korrekt. Allerdings möchten Standardökonomen davon nichts hören.

Was ich damit sagen will?
Begrifflichkeiten unterliegen Bedeutungsverschiebungen. Manchmal verschiebt sich die Bedeutung von Worten so weit vom Ursprung weg, vom eigentlichen Bild im Kopf des Zuhörers, daß nichts mehr davon übrig bleibt. Von der Bedeutung, nicht vom Kopf.
Adam Smith als „Kapitalismus“ zu bezeichnen, ist wohl irgendwie nicht ganz richtig, könnte man sagen. Wie alt ist er also dann, unser Kapitalismus?
Vielleicht sind 150 Jahre richtiger als 250. Damals schrieb ein Mann namens Marx ein Werk, das sich „Kritik der politischen Ökonomie“ nannte. Und auch ein anderes, nämlich das allseits berühmte „Das Kapital“. Sinnigerweise gilt auch Marx als ein Philosoph.

Wenn mir also irgendwer regelrecht vorwirft, ich würde hier im Blog nur herumphilosophieren, empfinde ich das nicht zwingend als vernichtende Kritik.
Ganz besonders nicht, wenn die Behauptung folgt, das würde ja nichts bringen oder nichts verändern. Ich denke, daß ein Typ wie Marx eine ganze Menge verändert hat im Laufe der Geschichte. Nicht zwingend so, wie er sich das gedacht haben mag, bedauerlicherweise. Aber das ist nicht seine Schuld.
Auf jeden Fall zeigt sich hier klar und deutlich, daß Philosophie sehr unangenehme Folgen haben kann, wenn man sich nicht die Mühe macht, sie auch zu verstehen.
Auch den an mich einmal ergangenen Vorwurf, ich sei ja bloß Mitglied der „bürgerlichen Gesellschaft“ und deshalb an „ernsthafter Kapitalismuskritik“ nicht interessiert, muß ich amüsiert zurückweisen.
Erstens handelt es sich nicht um ein Sachargument. Zweitens sind alle Menschen, die in den G20-Staaten leben, Mitglieder einer bürgerlichen Gesellschaft. Drittens entkräftet es meine bisherigen Positionen, die ich hier so vertrete, nicht im geringsten, wenn man mir vorwirft, ich sei ja bloß bürgerlicher Gesellschafter. Viertens sollte bis hier klar geworden sein, daß diese so scheinbar simple Sache mit dem Kapitalismus eben auch so ist wie der Rest der Geschichte: Komplex.
Fünftens – ich muß es einfach erwähnen – konnte Marx sein ganzes Zeug auch nur schreiben und dabei in London in der geheizten Bude sitzen, weil ihm ein Mann namens Engels den Rücken freigehalten hat. Sprich, Karl Marx war von einer gewissen finanziellen Unterstützung abhängig, von der Last körperlicher Arbeit weitgehend befreit und insofern voll bürgerlich oder burgeois, wie man das damals so nannte. Als Sohn eines Anwalts ganz besonders.

Im anderen Damals™ – also im achten bis dritten Jahrhundert vor Christus, gab es auch eine Menge Philosophen. Sokrates, wieder so ein alter Grieche.
Siddharta Gautama, heute besser bekannt unter seinem Künstlernamen Buddha, fiel im 6. Jahrhundert vdZ in Indien rum, unzufrieden mit den Antworten, die seine Zeitgenossen auf seine Fragen gaben.
In China verfassten Lao Tse und Konfuzius Schriften, die bis heute im modernen China nachwirken. In Nahost bzw. in Persien – so genau läßt sich das nicht mehr sagen – lief ein Typ namens Zarathustra durch die Gegend. Ich weise ausdrücklich darauf hin, daß es auch bezüglich der Lebensdaten dieses Herrn größere Meinungsverschiedenheiten gibt. Ich habe die späte Datierung verwendet, weil sie eben in Jaspers Achsenzeit paßt und es hierfür einige starke Indizien gibt.

Alle diese Menschen haben eines gemeinsam. Sie stellten essentielle Fragen, die andere Zeitgenossen sich angesichts der Umwälzungen auch stellten.
Die Philosophien liehen der verwirrt guckenden Menge an Menschen quasi eine Stimme, während alte gesellschaftliche Ordnungen zerbrachen. Und auch – so ungern ich es erwähne – religiöse Ordnungen.
Religion gehört zur menschlichen Kultur und deswegen hat alles, was ich in letzter Zeit geschrieben habe, irgendwo auch einen, wenn man so will, spirituellen Unterton. Dieses Dingsbums namens Religion hat schon immer eines versucht: Menschen die Frage zu beantworten, wo ihr Platz im Kosmos denn so ist. Wobei natürlich gern ein gewisses Eigeninteresse verfolgt worden ist, je nach Kult und Priesterschaft. Ich hebe auch den Zeigefinger und weise darauf hin, daß „Religion“ und „Spiritualität“ unterschiedliche Dinge sind. Ich werde diese Thematik aber an anderer Stelle vertiefen. Kassandra ist übrigens nicht Mitglied einer Kirche oder sonstigen Glaubensgemeinschaft.
In einer Welt sich auflösender Hierarchien und jeder Menge Gewissheiten, die plötzlich in Frage gestellt wurden, entwickelten sich jedenfalls in der Achsenzeit neue Wege, zu denken und die Welt zu sehen.
Natürlich bin ich nur ein Blogger in seiner Bambushütte am Rande der Gesellschaft. Ich maße mir sicherlich nicht an, Karl Marx, Lao Tse, Konfuzius oder Buddha in meinen Schriften zu übertreffen. Wobei ich zweifellos verständlicher formuliere als Marx, eindeutiger als Konfuzius und Buddha und wissenschaftlich wesentlich fundierter als Zarathustra oder sonst andere, die in Jesuslatschen durch die Geschichte gelaufen sind. Ich denke, ich habe sogar mehr Follower als der Zimmermannssohn damals, zu Beginn seiner Karriere. Aber der Kerl hatte auch kein Internet.

Bild 1: Die „Schule von Athen“ von Raffael, entstanden 1510/11
Auf dem Fresko sind Dutzende von Philosophen, Wissenschaftlern, philosophierenden Wissenschaftlern und wissenschaftlichen Philosophen zu sehen.
Lange Zeit wurden diese beiden Dinge nämlich in einem Atemzug genannt und waren nichts Getrenntes. Die meisten Teilnehmer sind alte Griechen – wer hätte es gedacht. Sokrates ist dabei, Pythagoras, Euklid, Ptolemäus, Platon und Diogenes – der Herr in der Bildmitte auf der Treppe, hier ohne sein Faß.

Mir den Vorwurf zu machen, „bloß herumzuphilosophieren“, um mir dann zu erzählen, man müsse ja nur den bösen Kapitalismus abschaffen, um alle Sorgen der Menschheit zu lösen, erfüllt mich aus genannten Gründen mit stiller Heiterkeit. Diplomatisch ausgedrückt.
Ich halte auch nichts von dem Vorschlag, man müsse nur die bürgerliche Gesellschaft abschaffen, dann würde der Kapitalismus automatisch mit verschwinden. Die Annahme an sich ist durchaus korrekt.
Sofern man denn definieren kann, was denn „bürgerliche Gesellschaft“ sein soll und man diese anschließend dazu überreden kann, sich doch bitteschön einfach aufzulösen, auf das alle Menschen hierarchielos gleich werden mögen, wünsche ich dem Experiment viel Erfolg. Ich weiß allerdings, daß es keinen Erfolg haben wird. Ich habe nämlich lange über solche Ideen herumphilosophiert.
Derartige Anmerkungen sind schlicht und einfach politisch-ideologisches Gedöns. Viel Lärm um nichts. Sie haben nichts mit dem Kern dieses Blogs zu tun und vor allem helfen sie in keinerlei Weise weiter, hier aufgeworfene Fragen zu vertiefen oder zur Findung und zum Verständnis möglicher Antworten beizutragen.
Wildes Auf-und-Ab-Hüpfen und darauf zu insistieren, daß der Kapitalismus die alleinige Wurzel allen Übels sei auf diesem Planeten, ist von bedauerlicher Kurzsichtigkeit geprägt. Ich hatte hier und da mal etwas über Reduktionismus geschrieben.
Es ist ausdrückliche Zielsetzung meinerseits, den Blickwinkel hier in dieser stillen Ecke des Internet eben nicht auf den Kapitalismus oder ein anderes Einzelthema zu „fokussieren“. Das können gerne andere erledigen und haben das auch schon.
Ich will nicht näher rangehen. Ich will weiter rauszoomen.

Wer meint, in jugendlicher Naivität alles außer acht lassen zu können, was die letzten mindestens 4.000 Jahre Menschheitgeschichte geprägt hat – beispielsweise alle auf dem obigen Bild abgebildeten Personen – und sich nur auf „umfassende Kapitalismuskritik“ beschränken möchte, kann das gerne tun. Nur eben woanders. Im Führungsgremium der Linkspartei beispielsweise. Ich werde es hier nicht tun und mir schon gar nicht als Fehler vorwerfen lassen.
Nur weil der Glaube, daß etwas, was man nicht versteht, falsch sein muß, heutzutage so weit verbreitet ist, bedeutet es nicht, daß diese Geisteshaltung irgendeine echte Relevanz besitzt.
Auch irgendwelche angeblichen Argumentationen die mit Worten beginnen wie: „Nehmen wir mal an, die Welt wäre von rationalen Menschen bevölkert…“ landen bei mir sofort in der Tonne. Darüber kann man auf akademischen Niveau gerne…nun, ja…philosophieren, wenn man möchte.
Nur ist es eben so, daß derartige Annahmen von einer anderen Gruppierung permanent gemacht werden, die glühende Kapitalismusgegner so gar nicht mögen: Ökonomen. Denn Standard-Ökonomen machen ständig derartig abwegige Annahmen. Da werden wunderschöne Modelle erstellt, nach denen Menschen rational reagieren und immer alle Informationen über etwas in der Hand haben, um die bestmögliche Entscheidung in einem Markt zu treffen.

Bedauerlicherweise ist das eben exakt die Sichtweise der Welt, die unsere aktuelle Zivilisation in die Scheiße geritten hat.
Man kann sich eine Modellvorstellung von der Welt erträumen. Das ändert aber nichts daran, daß es sich um schlichtes Wunschdenken handelt. Wenn man dann versucht, seinen genialen Plan umzusetzen, wird er gnadenlos scheitern. Denn dummerweise ist die Welt, die wirklich wahre Realität, nicht von Wunschvorstellungen bevölkert. In manchem Moment bin ich versucht, die Welt für einen Müllhaufen voller Idioten zu halten.
Es bringt nichts, sich eine Welt zu erträumen, wie sie sein sollte, und dann von der Welt zu verlangen, sich exakt so zu verhalten. Um dann bitterlich rumzuweinen, wenn das nicht klappt – und der Welt vorzuwerfen, sie verstehe die Theorie einfach nicht. Das habe ich mir nicht ausgedacht. Das ist exakt das, was Wirtschafts“wissenschaftler“ wie Milton Friedman oder Politiker wie Magaret Thatcher zu diesem Thema gesagt haben.

Exakt das ist die Art des Denkens, oder besser, Nicht-Denkens, gegen die ich hier anschreibe. Die schlichte wissenschaftliche Methodik, die sich als durchaus wirksam erwiesen hat, gebietet es, anders vorzugehen:
Wir müssen uns erst darüber klar werden, wie die Welt eigentlich aufgebaut ist, wie sie funktioniert und wie einzelne Teile ineinandergreifen. Natürlich ist das sich daraus ergebende Bild komplex. Denn die Welt ist komplex. Erst, wenn man hier Erfolge erzielt hat, kann man anschließend eine Weltvorstellung zusammenbauen.
Heutige Wissenschaften, die Wirtschafts“wissenschaften“ allen voran, und alle ideologischen Politikträumer einer besseren Welt, zäumen das Pferd immer von hinten auf.
Sich ein Universum zu erträumen, wie es sein sollte, ist sinnlos. Das lenkt nur von der Aufgabe einer Kassandra ab: Den Menschen mitzuteilen, wie die Welt sein wird.
Dazu ist es absolut notwendig, das Universum zu betrachten, wie es ist.
Statt starrsinnig darauf zu beharren, daß eine Wirtschaftsform der Realität sagen kann, wie sie denn sein soll, wird es dringend Zeit, sich zu fragen, welche Wirtschaftsformen denn überhaupt dauerhaft möglich sind auf unserem Planeten. Denn wie sagte ich neulich bereits: Gaia braucht uns Menschen nicht. Es ist immer umgekehrt.

Die Vorstellung der Zukunft darf nicht länger auf Wunschdenken basieren. Realismus wäre klug.

Ich wiederhole also ein Kernprinzip dieses Blogs noch einmal langsam und zum Mitdenken: Es geht hier nicht um eine Vorstellung der Zukunft, die ich mir erträume. Oder jemand anders. Was ich will oder andere wollen, hat nichts mit der Zukunft zu tun. Wäre das der Fall, ich hätte das Blog „Utopia 2050“ genannt, wäre heute mit meinen wirren und völlig unhaltbaren Phantasien in Talkshows zu Gast und reich und berühmt.
Wollen ist vollkommen irrelevant. Es geht nicht um eine Zukunft, die wir wählen, wie es überall in der Politik auch gerne propagiert wird.
Hier geht um eine Form der Zukunft, wie sie sein kann und – nach meiner Überzeugung – eben auch sein wird.
Nicht auf Basis von Träumereien oder ideologischen Hirngespinsten. Sondern auf Basis oft schlichter wissenschaftlicher Fakten. Wie beispielsweise der Erkenntnis, daß die Erde einfach nicht unendlich groß ist und demzufolge eine begrenzte Menge an Ressourcen aufweisen muß. Welche Ressource auch immer.
Die Welt wird nicht bestimmt von Wünschen an das Universum. Sie wird bestimmt von Physik, der Gravitationskonstante, Konzentrationen von Metallen in Gesteinen und anderen Dingen. Sie wird bestimmt von Energie, von Thermodynamik und dem Gesetz des Abnehmenden Ertrags.

Eine allererste Erkenntnis gründlicher Überlegung sollte also sein, daß Antworten temporär sind. Es gibt auf die drängenden Fragen einer Zeit keine endgültigen Antworten. Das wäre im naturwissenschaftlichen Sinne unzulässig. Antworten auf die Fragen einer Gesellschaft sind einem Wandlungsprozeß unterworfen.
Endgültige Antworten fallen in den Bereich des Glaubens, also der Religion oder Metaphysik.
Doch man darf Antworten nicht mit Fakten verwechseln. Fakten bleiben Fakten. Schwerkraft ist vollkommen unabhängig von Art und Form der Überzeugungen einer menschlichen Gesellschaft.
Gleichzeitig sollte man auf einfache Antworten auf etwas derartig Komplexes wie die Frage nach dem Aussehen der Zukunft der Menschheit sehr mißtrauisch reagieren.
Eine Phrase wie „Aber der Kapitalismus ist an allem schuld!“ fällt exakt in diese Kategorie. Natürlich hat ein Wirtschaftssystem etwas mit einer Gesellschaft zu tun und es beeinflußt sie auch. Aber wo ist es Symptom, wo ist es Ursache?

Es war nicht die Schuld des Kapitalismus, daß eine Nation namens Niederlande auf die Idee kam, an Privatleute das zu verkaufen, was man heute Staatsanleihen nennen würde. Damit ließen sich nämlich die neuen, aber teuren Schiffe finanzieren, mit Kanonen an Bord, die man Ende des 17. Jahrhunderts so auf die See schickte, um vom großen Kuchen was abzuschneiden.
Die Staatsschulden der Niederlande erhöhten sich von 50 Millionen Gulden im Jahre 1632 auf 250 Millionen im Jahre 1752. Über das Tempo würden heutige Staatsmänner und -frauen zu Heiligen Sparschweinen erklärt.
Fakt ist aber, daß der Staat seine Schulden an Privatleute verkaufte, die diese dann weiter verkauften. Erfolgreich. Die Zinsen für niederländische Staatsschulden sanken im genannten Zeitraum auf gerade einmal 2,5 Prozent ab.
England* ging mit dieser Idee noch weiter. Statt Staatsschulden an Privatleute an einer Börse weiterzuverkaufen, gründete man dafür eine eigene Institution, die Nationalbank. Ähnlich wie heute bei windigen Immobilengeschäften lief also der damalige Finanzierungsmechanismus ab, der es den Niederlanden ermöglichte, scheinbar beliebig viele Flotten und Armeen einzusetzen, während Nationen mit einem weniger entwickelten Finanzwesen das Nachsehen hatten. Ein Mann namens Daniel Defoe formulierte im ersten Band seines Werks „The complete English Tradesman“ die Worte:

„Kredit läßt den Soldaten ohne Sold kämpfen, die Armeen ohne Proviant marschieren.“

Na, wenn das nicht nach heutigem Kapitalismus klingt. Es ist derselbe Defoe, dessen Werke manche Studenten heute vermutlich verbrennen würden, denn er hat auch Robinson Crusoe geschrieben und darin kommt ja ein Neger vor. Schon wegen der rassistischen Verwendung eines solchen Wortes ist für viele – sich politisch oft als irgendwie links verortende – Stud-enten und Stud-erpel völlig klar, daß man von solchen Sexisten aus der Vergangenheit nichts lernen kann und auch nicht darf. Ist ja offensichtlich.
Es ist ein Symptom für den intellektuellen Zusammenbruch einer Gesellschaft, wenn Dinge aus der Vergangenheit unter fadenscheiniger ideologischer Begründung als wertlos und undenkbar diffamiert werden, ohne das ihr möglicher sachlicher Wert untersucht wird.

Jedenfalls war es nicht der Kapitalismus, der damals die entsprechenden Handelsmechanismen erfunden hätte, um Flotten zu finanzieren. Die Finanzierer der Flotten kamen auf die Idee, bereits vorhandene Mechanismen im großen Stil für ihre Zwecke zu nutzen. Eine Betrachtung von Einzelaspekten ohne historischen Zusammenhang bringt also niemanden weiter. Man kann die Antworten, die in der heutigen Zeit benötigt werden, nicht isoliert auf reiner Kapitalismuskrititk aufbauen. Diese Vorgehensweise ist absolut unzureichend.
Was ich hier verfolge, ist ein systemtheoretischer Ansatz. Ein vernetzter Ansatz. Dinge isoliert zu betrachten führt zu Wahnvorstellungen von Bundeskanzlerinnen, die voll menschenfreundliche Grenzöffnerinnen sind, wenn sie in Wirklichkeit skrupellose Abgrenzungspolitik betreiben.

Wenn mir also jemand erzählt, daß etwas emminent Wichtiges wie Erdöl oder andere Dinge ja längst ersetzt werden könnten und wir ja gar kein Energieproblem für die Zukunft befürchten müssen, dann möchte ich handfeste Dinge sehen, die eine derartig weitreichende Behauptung unterstützen.
Ein Link zu obskuren Videos auf Youtube, in denen von Nicola Teslas supergeheimen Geheimideen berichtet wird, ist kein Beweis für irgendwas. Behauptungen werden durch beständige Wiederholungen nicht zu wissenschaftlichen Fakten. Auch dann nicht, wenn dieses Gebaren zu einem Großteil die Diskussionkultur der heutigen Zeit darstellt. Oder besser, das Fehlen einer solchen.
Wenn einer solchen Behauptung nur Vorwürfe gegen meine Person oder die Unzulänglichkeit meines Bloggens folgen – garniert mit dem Vorschlag, ich solle doch meinen zu weiten Blickwinkel einengen – dann bleiben lächerliche Behauptungen schlicht und einfach lächerliche Behauptungen.
Auch die Tatsache, daß man heutzutage überall über diese seltsame Auffassung der Welt stolpert, bedeutet nicht, daß die Wirtschaftsform einzig und allein an allem schuld ist. Das ist ein logischer Fehlschluß, der Ursache und Wirkung vertauscht oder gänzlich außer acht läßt. Wie können mindestens drei Jahrtausende Menschheitsgeschichte unbeachtlich sein bei der Frage, wo wir heute stehen – alle 7,5 Milliarden – wie wir da hingekommen sind und wie es von hier aus weitergehen wird?

Bild 2: Das Ende ist nah. Relativ.
Natürlich ist es möglich, daß die Menschheit bald ausstirbt, weil sie einfach zu blöd zum Überleben sein will. Oder das wir alles in die Luft sprengen in einem letzten atomaren Feuerwerk. Aber ich halte das für recht unwahrscheinlich. Auf keinen Fall ist es die unausweichliche und einzige Lösung. Kassandra ist der gleichen Meinung.

Ich ändere die Welt nicht mit dem, was ich hier schreibe. Das ist richtig. Aber auch das ist kein Vorwurf, denn das war auch niemals meine Absicht.
Mensch hat die Welt bereits in eine Richtung gelenkt, oder besser, gezwungen, indem wir uns geweigert haben und weiterhin weigern, die globalen Konsequenzen unseres lokalen Handelns einzusehen. Oder in vielen Fällen auch die Konsequenzen des Nicht-Handelns.
Die sich ergebenden Änderungen sind unausweichlich. Sie werden eintreten, ob wir vorher gegen den bösen Kapitalismus revolutionieren oder nicht. Was übrigens nicht passieren wird. Denn menschliche Gesellschaften und ganz besonders ihre Führungsschichten haben ein starkes Beharrungsvermögen. Was dem physikalischen Begriff von der Trägheit der Masse eine völlig neue Bedeutung gibt.
Erst wenn Regierungen stürzen, wenn offensichtlich wird, daß die alten Antworten nicht mehr funktionieren, wir soziologisch konstruktive Veränderung möglich. Jenseits des Revolutionsgedankens beginnt das Feld der Zukunft, das es zu beackern gilt. Erst muß sich die gelebte Erfahrung von Menschen verändern. Alte Versprechen müssen vor ihren Augen nachvollziehbar versagen. Vorher ist ein Paradigmenwechsel nicht möglich. Donald Trump und die USA sind genau auf diesem Kurs unterwegs.
Was es vorher geben wird, sind diejenigen mit den einfachen Antworten. Die Sündenbocksucher. Die mit dem Tunnelblick und den Scheuklappen. Diejenigen, für die der Kapitalismus schuld ist. Diejenigen, die nichts anderes versuchen und denken wollen, da natürlich alles, was nicht Kapitalismus ist, Kommunismus sein muß.
Diejenigen, die sich womöglich „Ethnopluralisten“ nennen und nichts weiter sind als miese Rassenideologen. Die, für die Ausländer schuld sind. Der Islam. Terroristen. Der Weihnachtsmann. Aliens. Illuminati. Dr. Doom. Oder im Zweifelsfalle alle zusammen.
Hauptsache, wir sind nicht schuld. Wir Menschen. Unser Wunschtraum vom ewig andauernden, fetten Wohlstand. Unsere idiotische Verblendung durch eine dogmatische Wissenschaft, die alles in Probleme einteilt und Lösungen verspricht und doch längst Teil des unlösbaren Dilemmas ist.

Ich weiß mit absoluter Sicherheit, daß dies alles passieren wird. Denn es geschieht bereits. Das geschieht immer der Geschichte, wenn Zivilisationen sich auf den absteigenden Ast ihrer Entwicklung begeben. Wir werden hier keine Ausnahme bilden.
Trotz vehementen Protests ändert sich die Welt weiter. Mir geht es um die Zeit danach und den Weg dorthin. Die Zukunft ist vorhersehbar, zumindest in gewisser Weise. Also kann Mensch auch darauf vorbereitet sein, zumindest ansatzweise. Uns den Konsequenzen unseres Handelns nicht länger zu entziehen, als Individuen und als kollektive Gesellschaft, ist ein erster Schritt.

Kassandra sagt: Es existiert keine Zukunft, wie wir sie wollen. Es existiert aber eine Zukunft, wie sie physikalisch möglich und wahrscheinlich ist.
Das ist, mehrfach kondensiert, der Kern meines Schreibens seit mehr als zwei Jahren. Eigentlich schon viel länger, aber seit dieser Zeit eben offiziell.
Immer nur einem Traum zu folgen, endet immer wieder in Albträumen. Um die mögliche Zukunft zu erhellen, darf man nicht nur die letzten ein oder zwei Jahrhunderte betrachten, die man „Kapitalismus“ nennen könnte.
Dies hier ist nicht die Zeit, die antikapitalistische Revolution auszurufen. Wobei ich daran niemanden hindere. Von mir aus – bitte.
Aber wir – die menschliche industrielle Zivilisation – befinden uns längst jenseits von Politk und Ideologie. Jenseits von Revolutionen. Jenseits von alten Instrumenten, mit denen Menschen von vorgestern mir erklären wollen, wie die Welt von morgen aussehen wird, und dabei doch nicht einmal die Welt von heute verstehen können oder wollen.

Welche Form genau die Zukunft auch haben wird: Antikapitalistische Weltrevolution und anschließendes Utopia stehen eindeutig nicht auf dem Programm. Diese Möglichkeit gab es nie.

Dies hier ist die Zweite Achsenzeit. Wissenschaftler aller Genres nennen es die „Große Beschleunigung“. Ein Autor namens James Howard Kunstler nannte es 2005 „The Long Emergency“, den „Langen Notfall“. Ein Mann namens John Michael Greer nennt es den „Catabolic Collapse“. Zumindest die beiden letzteren, aber auch andere, haben die Arbeit „Collapse of complex societies“ gelesen, von Joseph Tainter.
Ich nenne es die Lange Dämmerung.
Dämmerung deswegen, weil dieses Wort im Deutschen sowohl die Abenddämmerung als auch die Morgendämmerung umfaßt. Also sowohl ein Ende als auch einen Beginn. Für die Übersetzung ins Englische trifft das ebenfalls zu, denn hier kann „dawn“ auch beides bedeuten. Kann. Allerdings wird es in den meisten Fällen für die Morgendämmerung benutzt. Das abendliche Gegenstück ist entweder „dusk“ oder „sunset“. Aber die Analogie muß nicht perfekt sein, immerhin ist das Englische nicht meine Muttersprache. Lang deswegen, weil sich der Zusammenbruch von Zivilisationen nicht in einem Moment vollzieht. Es ist immer ein Prozeß, kein Ereignis.

Die Folgen der „Großen Beschleunigung“ akkumulieren längst um uns herum. Keine in jugendlichem Überschwang und Gerechtigkeitsglühen vorgetragene Rede gegen die miesen Folgen des Schweinesystems Kapitalismus wird die Klimazerstörung aufhalten, das Plastik aus den Ozeanen entfernen, das Auftauen des Permafrosts auch nur eine Sekunde verzögern.
Der Lange Notfall hat längst begonnen, er ist kein spekulatives Objekt irgendeiner fiktiven, weit entfernten Zukunft in einer weit, weit entfernten Galaxis. Er ist hier und er ist jetzt. Jeden Tag.
Dies hier ist die Lange Dämmerung und die Sonne wird dem Horizont entgegensinken, so verzweifelt wir uns auch das Gegenteil erwünschen mögen.
Es gibt keinen Countdown. Die Uhr ist längst abgelaufen.

Dies hier ist die Zeit, in der wir zur Seite treten müssen. Nur einen Schritt, ein kleiner Wechsel in der Perspektive. In der wir einen Schritt machen müssen, der unvermeidlich ist. Nach unten, herunter vom Olymp.
In der wir endlich die richtigen Fragen stellen müssen. Nicht die Fragen, wie wir unsere wirren und kindischen Wunschvorstellungen erfüllen können. Die Frage, was überhaupt auf dieser Welt machbar ist, sofern wir uns ihren Gesetzen beugen. Das Gras neigt sich immer im Wind.

Ich mag nur vor mich hin philosophieren. Aber das ist es, was ich kann. Was ich tun muß. Was ich beitragen kann. Tropfen für Tropfen. Ich bin Kassandra.
Ich weiß genau, daß der Dämmerung die Nacht folgen wird. Also erzähle ich von Dämmerung und Nacht, auch wenn niemand mir Glauben schenkt.
In der Hoffnung, daß das eine oder andere Lagerfeuer in dieser Nacht flackern werde.
Aber der Nacht wird eine neue Dämmerung folgen. Und dann wird die Sonne aufsteigen am Horizont. Die menschliche Kultur, die sie dann beleuchten wird, wird völlig anders sein als die heutige. Doch ich bin mir sicher, daß diese Kultur noch existieren wird.
Darum tue ich, was ich tue: Um eine Karte zu zeichnen von dem, was sein wird. Erste Linien auf dem Pergament einer neuen Zeit.

 


* bei Historikern spricht man üblicherweise von England, wenn der Staat vor dem „Act of Union“ gemeint ist, also der Fusion mit Schottland. Das war 1707. Danach spricht man von Großbritannien. Irland kam 1801 zum Königreich dazu.


Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..